Der im Folgenden (in mehreren Posts) wiedergegebene Text stammt vom Wallfahrtsdirektor Joseph Christen, und zwar aus der Zeit unmittelbar vor 1966. Die Illustrationen sind Aufnahmen von Dr. Johannes Steiner, München, und sind dem Kunstführer Nr. 838 des Verlags Schnell & Steiner, München und Zürich, von 1966 entnommen.
Abbildung: Die Wallfahrtskirche von Westen, gegen das Tal hin.
THIERENBACH
LAGE
Im Oberelsaß ist Thierenbach zur Zeit die größte und meistbesuchte Marienwallfahrt. Herrlich ist die Lage (355 m über dem Meerespiegel), am Fuße des Hartmannsweilerkopfes und des Großen Belchens. Von friedlichen Wiesen und Wäldern umrahmt, erhebt sich ganz frei die barocke Kirche mit Turm und Pfarrhaus aus der offenen Talmulde an der rechten Seite des Rimbachtales. Kaum 300 Meter davon entfernt und etwas tiefer, am Rimbach, liegt das zugehörige Pfarrdorf Jungholtz mit 630 Einwohnern. Eine bequeme Verkehrsstraße führt von Soultz über Jungholtz nach Thierenbach und hinauf bis zur Luftkurstation Sankt-Anna. Zahlreich und noch häufig benutzt sind die Wege und Pfade durch Wald und Wiesen für Fuß-Wallfahrer aus allen Richtungen. Zu den größeren Wallfahrtsfesten finden sich bis 6000 Pilger daselbst ein. Das wundertätige Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter, das 1935 feierlich gekrönt wurde, bleibt der anziehende Mittelpunkt der Wallfahrt.
NAME UND URSPRUNG
Die Herkunft des Namens Thierenbach ist nicht eindeutig zu bestimmen. Thierenbach oder kurz Thierbach ist die uralte Bezeichnung des Baches, der sich auf einer Länge von ein bis zwei Kilometern aus dem Wald zum Weiher schlängelt und sich dann durch die Wiesen hinzieht zur Ebene, bis er etwa 800 Meter unterhalb von Jungholtz in den Rimbach mündet.
Die Entstehung der Wallfahrt liegt im dunkeln. Vielleicht gehen die Anfänge bis in das 8. Jahrhundert zurück, wenigstens nach einem im Colmarer Archiv aufbewahrten Bericht. Demzufolge waren die Bewohner der Gegend schon frühzeitig eifrige Verehrer Mariens, und Thierenbach ist somit eine der ältesten Marienwallfahrten des Elsaß.
Darf man annehmen, daß die Entstehung sich an die Abtei Murbach (nach 700) knüpft? Jedenfalls zogen von da aus die Mönche in die ganze Umgegend und legten Meierhöfe an, die später zu Dörfern heranwuchsen, und errichteten bei jedem Hof ein Kirchlein oder eine Kapelle zu Ehren eines Heiligen, von denen manche später Pfarrkirchen geworden sind. So haben die frommen Mönche von Murbach als echte Marienverehrer vermutlich auch am Thierbach eine Kapelle der Gottesmutter geweiht.
Fortsetzung
Montag, Juni 26, 2006
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