Montag, Juni 26, 2006

Kloster und Wallfahrt Thierenbach - 1. Die Entstehung der Wallfahrtsstätte

Wie bei so vielen Wallfahrtstätten, ist auch der Ursprung, die Entstehung Thierenbachs in geheimnisvolles Dunkel gehüllt.

Eine Volkssage erklärt also den Namen: Kinder, die an einem Bach beim Priorat spielten, erblickten einen großen Gegenstand auf dem Grund des Wassers und wollten ihn mit einem Rechen herausholen; da ihnen dies nicht gelang, so riefen sie Leute herbei: "Es ist ein Tier im Bach!" Es war das Gnadenbild, das in die Kirche gebracht wurde. Der Name des Baches weist auf das weidende Vieh (Tiere) hin. Das Gelände beim Schloß Jungholz beim israel. Friedhof heißt Tiergarten.
Geht sie zurück, wie jene von Sewen und Gildweiler, bis in die ersten Zeiten des Christentums im Elsaß, war sie, wie eine alte Tradition berichtet, schon im 8. und 9. Jahrhundert stark besucht? Waren fromme Einsiedler unter Murbachs Schutz die ersten Hüter der Statue der Liebfraue, die sich in einer Waldkapelle befunden? Genaues wissen wir nicht, aber sicher ist Thierenbach eine der ältesten Gnadenstätten unserer Heimat, zu der von jeher die Muttergottes-Verehrer pilgerten.
Immer mehr nahm die Andacht zur Mutter der Barmherzigkeit zu. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts verliehen zwei Begebenheiten, darunter ein Wunder, dem Gnadenort einen neuen Glanz. Ein junger Edelmann von Sulz (aus welchem Geschlecht ist unbekannt) litt seit Jahren an einer auszehrenden Krankheit: vergebens hatte er alle Heilmittel vesucht, um seine Gesundheit wieder zu erlangen. Er war dem Tode geweiht. Da, in höchster Not wandte er sich voll Vertrauen zur Gnadenmutter von Thierenbach: man brachte ihn vor das Gnadenbild, und, o Wunder, sein Gebet wurde erhört: er wurde plötzlich wieder gesund, und, Gott und die Mutter von Theirenbach preisend, kehrte er nach Sulz zurück. Aus Dankbarkeit übegab er dem Gnaden-Kirchlein alle seine Gütter, u.a. Reben sowie ein Haus in Sulz, das sog. "Kapellhaus", das die Wallfahrt bis zur Reovlution besaß: er sebst verließ die Eitelkeiten dieser Welt und trat in den Benediktinerorden. Er starb eines gottseligen Todes in der burgundischen Abtei Cluny.
Cluny war damals die berühmteste Abtei, deren Mönche sich durch ihr heiliges, bußfertiges Leben und durch die Kenntnisse in den Wissenschaften auszeichneten. Unter ihren Äbten ragten besonders die hhl. Odilo und Hugo hervor: Clunys Einfluß reichte weithin, auch in unser Elsaß, und einer unserer Elsäßer Heiligen, Morandus, der Patron des Sundgaues, war Mönch in Cluny, Clunyazenser. Diese besaßen in unsern Gauen während des Mittelalters verschiedene Niederlassungen, Priorate, so St. Morand, St. Ulrich, Feldbach, St.Valentin bei Rufach, Enschingen, Biesheim, St. Gilgen u. a. Von Cluny ging eine wahre Klosterreform aus; Clunyazenser waren die treuen Mitarbeiter an der durchgreifenden Erneuerung des kirchlichen Lebens durch unsern Elsäßerpapst Leo IX. und dessen großen Nachfolger, Gregor VII.
Auch die berühmte Abtei Murbach stand in engen Beziehungen zu Cluny. Darum kam um 1125 der Abt von Cluny, Petrus Venerabilis (er wurde 1122 Abt und starb 1157. Sein Bild schmückt die Decke (Schiff) der Kirche.), nach Murbach. Wahrscheinlich erzählte man ihm von der wunderbaren Heilung des Sulzer Edelmanns, die sich kurz zuvor ereignet hatte, und so verließ der heiligmäßige und weise Abt nicht unsere Gegend, ohne Thierenbach gesehen und die Gnadenmutter an dieser geweihten Stätte um ihren Schutz angefleht zu haben.
Dieser Besuch sollte für Thierenbach von gtroßer Bedeutung sein.

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